Krimi-Leser aufgepasst! Diese E-Book-Sonderausgabe zum Gedenken an die viel zu früh verstorbene Autorin Susanne Haberland (Pseudonym Tedine Sanss) enthält die jeweils in sich abgeschlossenen Romane ›Ein Pfau im Park‹ und ›Ein Pfau am Nil‹ aus der beliebten Pfau-Reihe. Hierbei handelt es sich um 2 Cosy-Krimis mit einem überaus exzentrischen Privatdetektiv als Hauptprotagonisten. Im ersten Roman ermittelt er in dem britischen Landhaus von Colonel Banks, der eine kostbare Juwelensammlung einigen handverlesenen Gästen zeigt. Sein nächster Auftrag hingegen führt ihn nach Ägypten, wo er sich mit dem Fluch des Pharao konfrontiert sieht …
Bei diesem Sammelband handelt es sich um ein zweifaches, unterhaltsames Whodunit mit fantastischen Elementen. Das E-Book richtet sich an Fans von Sherlock Holmes und Hercule Poirot, die allerdings auch einen Schuss Mystik lieben sollten.
Für Vorbesteller und in der Einführungsphase stark vergünstigt hier. Also zugreifen!
Leseprobe, bitte weiterlesen:
Nach dem Essen nickte der Colonel aufmunternd in die Runde. »Wollen nun zum Wesentlichen kommen. Sind ja schließlich nicht zum Essen hier, nicht wahr? Ich hole die Steine, die Sie begutachten sollen. Besonderes Prunkstück darunter, Smaragd … Na, Sie werden selbst sehen.«
Forschen Schrittes verschwand er im Haus und kehrte bald darauf mit einer außergewöhnlichen Schatulle zurück. Sie war aus Elfenbein geschnitzt und mit überaus detailreichen mythologischen Szenen verziert. Ich erkannte den elefantenköpfigen Gott aus der Halle ebenso wie die Göttin mit den sieben Armen, außerdem einen Affen und eine Kuh. Über allem aber thronte eine gewaltige Schlange, deren verworrene Windungen die gesamte Schatulle umfassten. Ihre feinen Schuppen waren so kunstvoll wiedergegeben, dass ich meinte, ich müsse ihr Rascheln hören. Aber das Geräusch kam nur von Professor Figgs, der sich aufgeregt nach vorn beugte.
»Colonel Banks«, sagte er, »w-w-woher haben Sie diese Schatulle?«
Gelassen schüttelte der Colonel den Kopf. »Dienstgeheimnis, alter Knabe. Sagen wir: Sie ist mir in den Bergen zugelaufen. Und überhaupt, werden sich keinen Deut mehr um die Kiste scheren, wenn Sie gesehen haben, was sie enthält.«
Damit machte er sich ungeschickt an dem Kopf der Schlange zu schaffen, schob und drehte, um den Mechanismus zu betätigen.
»Au!«, brüllte er plötzlich und starrte betroffen auf seinen Zeigefinger, der ins Schloss geraten war. »Au, verflixt, ich bekomme den Finger gar nicht mehr heraus! Helfen Sie mir doch!«
Miss Huntington, die neben dem Colonel saß, reagierte schnell. Sie drehte den Mechanismus zurück, bis der Finger wieder befreit war. Es hatten sich zwei kleine Blutstropfen an ihm gebildet. Geschwind zog sie ein Taschentuch aus ihrer Rocktasche und umwickelte den verletzten Finger damit. Aber der Colonel ließ sich kaum beruhigen. »So ein verdammter …«
»Es ist eine Dame zugegen«, unterbrach Prinz Qazim leise, aber bestimmt.
»Hat bestimmt schon mehr Männer fluchen hören als Sie. Aber dieser Kasten schnappt nicht noch einmal nach mir!«
Wutentbrannt schlug der Colonel mehrmals mit der Faust gegen die Schatulle, ehe er sich wieder beruhigte. Er legte die Finger seiner linken Hand in die beiden unscheinbaren Mulden hinter den Augen der geschnitzten Schlange. Es gab ein eigenartiges, zischendes Geräusch. Dann glitt der Deckel ein wenig zur Seite und klappte auf. Colonel Banks gab der Schatulle einen Schubs und ihr Inhalt ergoss sich vor uns auf die Tischdecke.
»Ah«, seufzte der Bischof und schnalzte wohlig mit der Zunge.
»Außerordentlich«, murmelte Miss Huntington, die Fingerspitzen an ihre Lippen gepresst.
Wir anderen starrten schweigend auf die Pracht, die vor unseren Augen erstrahlte. In meiner Jugend hatte ich die Geschichte von der Schatzinsel gelesen und bei dem bloßen Gedanken an das Leuchten der Edelsteine einen wonnigen Schauer verspürt. Aber dieses Mal war der Schatz kein Gedanke, kein literarisches Spiel mit Worten. Er war real und lag neben dem mit dunkelblauem Samt ausgeschlagenen Kästchen.
Ich sah einen fehlerfreien Diamanten, beinahe so groß wie der Nagel meines kleinen Fingers, als Solitär in einen Anhänger gefasst. Darunter glänzten ein Diadem aus Gold und Rubinen, das einer Königin angestanden hätte, und ein kleiner Schmuckdolch in einem aus winzigen, bunten Edelsteinen gewebten Etui. Und schließlich … mein Hals wurde trocken, als ich das erspähte, was der Colonel als das Prunkstück seiner Sammlung bezeichnet hatte. Es war ein Smaragd, so groß wie eine Kastanie, oval geschliffen und dem Augenschein nach in schlichtes Weißgold gefasst. Der Stein hatte ein inneres Feuer, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Er schien zu strahlen wie ein einsamer Stern in einer klaren Winternacht und ich spürte, wie sich mein Zwerchfell hob von der Begierde, ihn zu ergreifen. Beinahe von selbst streckte meine Hand sich aus und ich wünschte nichts weiter, als dass ich den Dolch zu fassen bekäme, um alle anderen Mitstreiter um den Besitz dieses Smaragdes aus dem Weg zu schaffen. Der Prinz schien ähnlich zu empfinden, ich sah, wie seine Finger sich Inch für Inch über den Tisch tasteten und sich dem Dolch näherten, aber ich war zu tief in dem Bannkreis des Juwels, als dass ich hätte eingreifen können.